Das Mittelalter übt auf mich die größte Faszination aus. Hier in Österreich und in Europa finden sich hunderttausende Zeugnisse dieser Epoche. Burgen, Ruinen, Schlösser, unsere wunderbaren Kirchen, Kathedralen und Kapellen. Grabdenkmäler von Kaisern, Herzöge und Rittern, von Päpsten, Bischöfen und Priestern. Unsere Stifte und Klöster, unsere Städte alles berichtet uns von dieser unserer Vorgängerzeit. Ist somit leicht erlebbar und erfahrbar.  Wer waren diese Menschen. Sie waren wie wir! Sie wussten weniger von der Welt um sich, aber sie lebten nach Möglichkeit gut miteinander,  in klaren Verhältnissen von Macht und Kirche und damit im Gegensatz von Reichtum zu Armut und Religion. Sie waren, so wie wir heute, allzu gerne bereit Fake-News zu glauben.

Der Teufel, Dämonen, Hexer und Hexen umgaben sie. Die Fremden, damals vornehmlich die jüdischen Mitmenschen, wurden schnell zu Sündenböcken für schlimme, unerklärliche Ereignisse gemacht und dafür oft bis zum Tod verfolgt. Hexen wurden verbrannt, die Scheiterhaufen loderten zu hundertaussenden in ganz Europa. Folter wurde angewendet, Gottesurteile zur Wahrheitsfindung eingesetzt und grausamste Hinrichtungen öffentlich durchgeführt. Das ist aus heutiger Sicht alles ganz schrecklich. Doch hat sich der Mensch in ein paar hundert Jahren bis zum heute wirklich so stark verändert? Es gibt aber auch Lichtblicke, die Universitäten entstanden, staatliche Organisationsformen entwickeltes sich, das Recht wurde gestärkt. Gegen den Hexenwahn formierte sich Widerstand, Gottesurteile wurden hinterfragt, Gott und seine religiösen Vertreter wurden in Frage gestellt.

Im Laufe der Zeit erstanden die alten Heroen des Altertums wieder auf. Das Rittertum, mit so hohen Ansprüchen, im Einsatz für das Recht, für die Schwachen, mit hohem Ehrbegriff, dem Minnedienst an Frauen, entwickelte sich und bot so viele ehrfürchtig machende Beispiele an Aufopferung für ein Ideal neben unsagbaren Grauslichkeiten im Gegenstück.  All dies können wir heute wiederentdecken, erspüren, verinnerlichen um uns ein Bild von uns Menschen zu machen und daraus hoffentlich bessere Verhaltenslehren abzuleiten.